Das Licht aus dem Osten
Georgien schenkt der Weinwelt mit eigenständigen Reben und dem Ausbau in Tongefäßen kreative Impulse.
Die ersten Weine der Welt entstanden vor rund 8000 Jahren am Kaukasus in Tonamphoren. In Georgien – und nur in Georgien! – lebt diese Art der Weinbereitung bis heute ununterbrochen fort. Die sogenannten Qvevris fassen heute meist 2000 Liter und werden in die Erde eingelassen. Zwar drängte der Stahltank den Qvevriim letzten Jahrhundert zwischenzeitlich in die Nische der Familien und Kleinstproduktionen. Doch blieb die einzigartige Tradition lebendig und für Georgien prägend. Heute feiern Weine aus dem Tongefäß ein glorreiches Comeback.
Die Qvevris sind nicht glasiert und so kann der Wein durch Mikrooxidation "Erdeatmen". In den Tongefäßen gärt der Most traditionell zusammen mit den Traubenschalen. Hier küssen sich Hipster und Historie: Die ersten Weißweine der Welt waren heute heiß gehandelte "Orange-Wines", ausgestattet mit den kraftvollen Aromen der Traubenhaut. Giorgi Mirianashvili, der 2001 die Chelti Winery in Kachetien gründete, zählt zu den bekanntesten Wiederbelebern des Qvevri. Sein Wein aus der raren weißen Rebsorte Kisi ist eine echte Entdeckung!
Den grandiosen Genuss von 520 heimischen Rebsorten bietet Georgien auch jenseits des Tonkrugs. Die wichtigste rote Rebe ist Saperavi. Sie bringt alles mit, was ein langlebiger Rotwein braucht, also sattes Beerenaroma, Tanninstruktur und Frische. Die bedeutendste weiße Rebe ist Rkatsiteli, die der Legende nach schon Noah pflanzte. Einen Bilderbuch-Rkatsiteli erzeugt die Kellerei Khareba, ebenfalls in Kachetien: wunderbar mild und fruchtstrotzend. Qvevri, Saperavi, Rkatsiteli – Zeit, Ihren kulinarischen Wortschatz zu bereichern!
— Gotthard Scholz
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