Durch die Blume

Eine satte Frucht haben sie sowieso. Obendrein lassen Muskateller,
Schönburger und Scheurebe noch Blumen sprechen.

Alle suchen nach der Frucht. Nicht wenige Weinbeschreibungen lesen sich daher wie ein Rezept für Obstsalat. Dabei wird verkannt, dass selbst ein Rebsortengigant wie der Sauvignon Blanc von seinen floralen Holunderblüten-Noten geprägt ist. In Deutschland haben Bukettsorten eine lange Tradition. Derzeit erleben sie eine wohlverdiente Renaissance. Von Süße und Kitsch befreit zeigen sie im trockenen Fach ihren ganzen Charme. 

Die derzeit wohl begehrteste Bukettsorte ist die Scheurebe. Sie gilt mit ihren Aromen von Stachelbeeren, Tropenfrucht und der schon erwähnten Holunderblüte als deutsche Antwort auf den Sauvignon Blanc. Zu den zahlreichen Sternewinzern, die von der Scheurebe begeistert sind, gehört Stephan Wernersbach. Seine »Scheu« ist das vielleicht geschliffenste, feingliedrigste und zarteste Geschöpf im deutschen Weinbau. 

Die nussigen Noten trägt der Muskateller schon im Namen. Neben einer saftigen gelben Frucht kann er zudem mit Aromen von Wildrosen brillieren. Ausgehend von Österreich erobert die uralte Rebsorte die Weinberge zurück – so auch am Kaiserstuhl. Dort lassen die Königschaffhauser Winzer den Muskateller mit Riesling im Duett antreten. 

Auf ganze 24 Hektar Anbaufläche bringt es der Schönburger – eine eher verkannte Traube. Markus Brandt gilt als ihr vielleicht wichtigster Großaktionär und setzt ihr in seinem »Grenzenlos« ein atemberaubendes Denkmal. Dafür vermählt er den Schönburger mit vier weiteren Trauben zu einem faszinierend floralfruchtigen Gesamtkunstwerk. 

Nutzen Sie die frühherbstliche Küche mit Pilzen, Kürbis und Zwiebelkuchen, um es Ihren Liebsten durch die Blume zu sagen.

- Gotthard Scholz