Jahrhundertsommer 2018

Weingut Peth-Wetz

Heiße Wochen, coole Weine: Christian Peth schafft mit seinen 2018er und den furiosen Spagat aus satter Aromapracht und knackigem Antritt.

Noch heute zaubert der Gedanke an den Summer in the City 2018 ein Lächeln auf die Lippen. Diese endlosen Wochen, die sich wie ein einziges Grillfest anfühlten und in denen noch im letzten Hinterhof das Leben süditalienisch pulsierte. Das völlig entspannte Leben im Hier und Jetzt wurde nur gelegentlich durch die Sorge unterbrochen, die grassierende Hitze schade womöglich den sensiblen Weinreben. Doch gab telefonisch Entwarnung an uns urbane Winzerversteher: Die Dauersonne konnte den tief in wasserführenden Schichten wurzelnden Reben nichts anhaben. Heute haben wir nun die 2018er Wahrheit dieses Jahrhundertsommers im Glas. Und bei kaum jemandem strahlt sie uns so klar, so saftig und so sinnensatt entgegen wie beim Bermersheimer.

"Ihr musstet ja auch nicht bei 35° Celsius ernten und die Trauben erstmal kühlen", gibt uns Christian Peth auf die Bemerkung zurück, dass dieser Jahrgang ja wohl ein Selbstgänger war. "Und nein", fährt er fort, "es war beileibe nicht einfach. Wer’s lässig anging, hatte schnell alkoholisch-plumpe Weine im Tank."

Nun können wir uns bei dem vieles vorstellen, nur keine Nachlässigkeit. Mit 20 Jahren hatten seine Eltern den qualitätsversessenen Jungen aus Rheinhessen in die Welt geschickt, damit er seine Schüchternheit ablegt. Insgesamt zweieinhalb Jahre arbeitete Christian Peth mit Unterbrechungen auf Weingütern in den USA, und . "Gern reden tue ich zwar immer noch nicht", kommentiert er diese pädagogische Maßnahme, "aber ich wusste danach, welche Weine ich machen wollte". Die heißen , , oder Sauvignon Blanc. Mit diesen internationalen Reben legte Christian Peth eine Karriere hin, die 2003 mit den allerersten eigenen Flaschen der Gutsgeschichte begann und anderthalb Jahrzehnte später in den "Deutschen Rotweinpreis 2018" endete.

Ein großartiges Nebenprodukt seiner Rotweinleidenschaft ist der Cabernet & Shiraz Rosé, der zu einem Gutteil aus dem Mostabzug eines seiner absoluten Top-Rotweine gekeltert ist. Uns fällt spontan kein deutscher Winzer ein, der mit solch einem eigenwilligen Reben-Mix aufwarten kann – und auch keiner, der einen Rosé mit vergleichbar außergewöhnlichem Aromaspektrum bietet.

Bei so viel Exotik fällt dann ein schlichter schon fast wieder aus dem Rahmen. "Die zwei Hektar sind alles, was von den Weinbergen meiner Eltern noch steht. Darum hänge ich am Rivaner", erzählt Christian Peth. Doch zurück zum Jahrhundertsommer. "Wir haben für jede Rebe zwei Ernten gemacht. Eine schon ab August für die Säure im Wein, eine spät bis Ende Oktober für die Substanz", erklärt der Bermersheimer sein Vorgehen. Beide Ernten wurden getrennt vinifiziert und erst vor der Füllung punktgenau auf das perfekte Geschmacksbild des jeweiligen Weins miteinander cuvétiert. Ein Aufwand, für den man Christian Peth bei jedem Schluck seines Sauvignon Blancs dankbar ist. Mindestens auf ewig.

Gotthard Scholz
(WEIN NEWS Mai 2019)