Die Entdeckung der Langsamkeit
Stéphanie und Dominique Ferret wissen, wie der Sommer schmeckt.
Die Gascogne ist Land. Nicht Speckgürtel, nicht Tourismusregion, einfach Land. Felder, mal ein Baum, gelegentlich brummt ein Trecker. In der Gascogne gibt es noch Sommer. Mittagshitze, stillstehende Zeit, flirrende Luft, endloses Grillenzirpen. Kein Wunder, dass in der Gascogne der Sommerwein erfunden wurde.
Andere Regionen haben so etwas Angestrengtes. Selbst die Weine müssen mindestens bedeutend sein. Die Gascogner sind tiefenentspannt. Sie lieben die einfachen Dinge. Ihr Ehrgeiz ist es, diese zu perfektionieren. Ihr Weißwein schmeckt, als würde man neben seiner Sense unterm Obstbaum liegen: Pfirsich, frisch geschnittenes Gras, Holunderblüten. Beim Rosé sind es Süßkirsche, Walderdbeere und Wiesenkräuter. Das ist bezaubernd, einfach so hingetupft und ohne jeden Anspruch auf Weltgeltung. Vielleicht macht genau dies sie so unglaublich attraktiv.
Stéphanie und Dominique Ferret sehen so aus, wie man sie sich vorstellt. Sie betreiben in sechster Generation die Domaine Guillaman. Stéphanie hat eingeheiratet, kommt aber auch von einem Weingut. Dominique war gerade mal achtzehn, als er sein Erbe antrat. Für Ausbildung war da keine Zeit mehr. Er hat es auch so unter die besten seines Fachs gebracht. Den ersten eigenen Wein der Gutsgeschichte füllte das Paar im Jahr 2000 – und gewann auf Anhieb eine Goldmedaille in Paris. Aber jetzt reden wir schon wieder über Leistung. Dabei ist doch Sommer!
— Gotthard Scholz
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