GERDS WELT: Wasser und Wein

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich bin kein erklärter Freund der Weinschorle. Mir war es seit jeher suspekt, Wein mit Wasser zu vermischen, um ihn dann als verdünnte Karikatur seiner selbst in sich hineinzuschütten. Unabdingbar hingegen ist Wasser zum Wein. Bedingt durch den Klimawandel haben die meisten Weißweine Alkoholgrade zwischen 12 und 13% vol. – mehr als doppelt so viel wie Bier. Da hilft es einem auf die Sprünge, wenn man an einem langen Abend oder zum Mittagessen so viel Wasser wie Wein trinkt. Vor allem stilles Wasser, weil sprudelndes Wasser Kohlensäure enthält, die ihren Namen mit Fug und Recht trägt: eine den Magen belastende Säure. Während also stilles Wasser den Wein im Magen "verdünnt", hat kohlensäurehaltiges Wasser den gegenteiligen Effekt: Es kann eine Übersäuerung des Magens signifikant verstärken. Ich erinnere mich mit Schaudern an eine Einkaufsreise an Rheingau und Nahe, als ich für Sie die Fassproben des – recht reschen – Jahrgangs 2008 verkostete: Alle Winzer hatten nur kohlensäurehaltiges Mineralwasser anzubieten, und mein Magen war so strapaziert, dass ich vor der Wahl stand, entweder die Verkostungstour abzubrechen oder auf Leitungsheimer Spätlese auszuweichen. Die gute Nachricht: In den meisten Regionen Deutschlands (namentlich in Hamburg, aber auch in München) ist die Qualität des Wassers aus dem Hahn so ordentlich, dass man es getrost als Weinbegleiter servieren kann.

Es grüßt Sie herzlich

Gerd Rindchen

(WEIN NEWS März 2014)