Göttliche Proportionen

Mit seinen »Fibonacci«-Weinen sucht Dennis Verdecchia 
nach der Formel für den idealen Genus.
Fibonacci? War das nicht diese italienische Karotten-Jeans? Fast! Leonardo Fibonacci war ein Mathematiker, der erstmals das Wachstum von Kaninchen-Populationen berechnete. Womit wir ebenfalls bei Karotten wären – aber nicht beim Wein. Doch klingt Fibonacci sehr sympathisch und anschmiegsam, was einen Hinweis auf den Geschmack gibt. Und die mathematische Formel Phi »ϕ« von der »Divina Proportione« (zu Deutsch: dem Goldenen Schnitt), die das Etikett ziert, ist ja auch im Keller erstrebenswert.

Dennis Verdecchia ist der stilprägende Önologe bei Fantini Vini, einem sehr nach vorne denkenden süditalienischen Weinhaus. Als der Winemaker seine Idee von den göttlichen Proportionen vorstellte, bekam er freie Hand, sich auszuprobieren. Für seinen roten »Fibonacci« brachte er zwei Rebsorten zusammen, die normalerweise als Gegenspielerinnen gelten: Sangiovese, die ursprünglich aus der Toskana stammende exzentrische Diva, und Negroamaro, die mollig-würzige Gemütsrebe vom Stiefelabsatz. Beim Rosato trifft Negroamaro dann auf den apulischen Dauerkonkurrenten Primitivo. Damit diese unterschiedlichen Charaktere jeweils zueinanderfinden, schuf Signor Verdecchia ein nicht allzu trockenes Wohlfühlambiente. Und so präsentieren sich die Weine schick und bequem wie eine Fiorucci-Jeans, kaninchenfellweich und mit göttlicher Frucht.

— Gotthard Scholz