Stilikonen: Amarone und Ripasso
Die Rotweine von Cottini umarmen warm die Sinne und lassen dabei eine zarte Alpenbrise wehen.
Es gibt diese seltenen Momente, wenn die Tradition das Heute überholt. Beim Weingut Cottini können wir es gerade erleben. Vierzig Jahre hat Sergio Cottini das Weingut im Valpolicella nahe Verona geführt. Entscheidende Jahre, denn in dieser Zeit haben sich der Amarone und der Ripasso zu wahren Stilikonen entwickelt. Die Idee, Weine aus getrockneten Trauben herzustellen und so im kühlen Norden Italiens üppige Weine zu erzeugen, hat das Valpolicella zu einem vielfach kopierten Weingiganten gemacht. Das ging einher mit einer tiefgreifenden Technisierung: vollklimatisierte Trocknungsräume beispielsweise oder Reben in Spaliererziehung. Nur Sergio Cottini blickte über seine herausragenden Terrassenlagen und beließ alles beim Alten.
Als seine vier Kinder schließlich übernahmen, hatte der Alte in allem rechtbehalten. Die mühsam zu bearbeitenden traditionellen Pergola-Reben sind Garanten für Frische in Zeiten des Klimawandels, weil die Trauben unterm Laubdach gegen Hitze geschützt sind. Und die auf Bambusmatten ausgebreiteten Trauben trocknen auf dem Dachboden dank des Alpenwinds aromaschonender und gesünder als in so manch hochtechnisierter Anlage. Mit anderen Worten: Cottini ist ganz weit vorn!
Alle Weine des Gutes sind Cuvées aus den lokalen Rebsorten Corvina, Rondinella, Corvinone und Molinara. Bereits für den Valpolicella Classico Superiore trocknen die Trauben einen Monat lang. Beim Amarone dauert dies sogar bis in den Februar, wobei die Trauben zwar 40 % der Flüssigkeit, aber kein einziges Aroma verlieren. Für viele Weinfreunde ist der attraktivste Wein der Region der Ripasso. Es gibt viele zulässige Arten, diesen besonderen Wein zu erzeugen, aber die Cottinis bevorzugen das Original. Ihr frischer Amarone-Trester wird mit jungem Valpolicella-Wein aufgefüllt und durchläuft ein Ripasso, also einen neuen Durchlauf in Form einer zweiten Gärung. So entsteht ein würdiger kleiner Bruder des Amarone. Welche Weine wären besser geeignet, um unsere eigenen Traditionen zu feiern!
— Gotthard Scholz
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