Lissabon Nights

Solar de Cambres, Quinta da Padrela, Herdade da Pimenta

Dass Lissaboner Nächte ein Traum sind, sagen alle. Exklusiv hingegen ist unsere Erklärung dafür: In den Bars gibt es einfach fantastische .

Selbst nach konservativer Zählweise verfügt über rund 230 autochthone Rebsorten – also gefühlt eine pro Bar in der Lissabonner Altstadt. Auf diesem Schatz saßen die Portugiesen lange Zeit melancholisch herum, hatte man sie doch vergessen – da am Rande von Europa. Aus heutiger Sicht ein großer Glücksfall! Andere Weinbauländer haben ihre regionalen Reben längst rausgerissen, um auf den Merlot-Cabernet-Shiraz-Boom aufzuspringen. Die Portugiesen melden sich erst jetzt zu Wort, da dieser Einheitszug abgefahren ist und wir uns wieder der Unterschiede erfreuen. Und so probiert man denn Rebsorten mit so geläufigen Namen wie Touriga, Roriz oder Barocca und denkt: Irgendwie anders – aber richtig geil!

Fragt man nach dem Idealtypus eines portugiesischen Roten, dann landet man im bei der Quinta da Padrela: Angenehm kühl und elegant, mit packender Kirschfrucht und diesem unvergleichlichen Graphitton der Schieferterrassen. Eine introvertierte Schönheit, der man hoffnungslos verfällt. Nun gibt es Tage, wo es günstiger sein darf und mit etwas weniger Tiefe, dafür mit samtigen Streicheleinheiten. Für solche Gelegenheiten bietet das ebenfalls am Douro gelegene Casa de Cambres den perfekten Wein. Aus der Taufe gehoben hat ihn der Önologe Osvaldo Amado, einer der ganz Großen Portugals und einer der wenigen Farbigen in diesem Metier. Amado nennt seine Reserva "einen Leuchtturm des bezahlbaren Genusses" – die Goldmedaille bei der Mundus Vini unterstreicht diese Ambition nachdrücklich.

Doch die Portugiesen beherrschen auch das opulente Gefühlskino der ganz großen Schule. Und damit das allen gleich klar ist, nennt Spitzenwinzer Alexandre Relvas seinen Wein auch so: Grande Escolha. Zugegeben stimmt das Wortspiel nicht ganz, da "escolha" Auswahl bedeutet und die Schule ohne "h" geschrieben wird, aber die Richtung stimmt. Relvas Weingut Herdade da Pimenta liegt im südportugiesischen , ein Landstrich der extrovertierter und schwelgerischer daherkommt als der Norden. Der unverkennbar im Barrique gereifte Rotwein ist ein wahres Flaggschiff – träumt es doch den alten Seefahrertraum der Portugiesen von der Entdeckung neuer Genusswelten.

Gotthard Scholz
(WEIN NEWS August 2014)