Die Königin
Spaniens Beitrag zum Weltkulinarikerbe sind Tapas, Paella – und die Reserva.
Die Reserva ist die Ikone des spanischen Weinbaus. Das lässt sich schon an ihrem rechtlichen Status ablesen. Während in Frankreich der Begriff Réserve nach Gutdünken verwendet werden darf, sind in Spanien die Qualitätsstandards einer Reserva im nationalen Weinrecht festgeschrieben. Der Wichtigste: Sie muss drei Jahre reifen, davon mindestens ein Jahr im Barrique. Traditionell werden letztere in Spanien nicht aus europäischer, sondern aus der amerikanischen Eiche gefertigt. Deren markante, unverwechselbare Aromen von Toffee und Kokos veredeln die Reserva und verleihen ihr Einzigartigkeit.
Das gilt auch in der Provinz Navarra, wo die aus dem nahen Frankreich eingewanderten Trauben Cabernet und Merlot vorherrschen. Doch dank des Barriques verschmelzen die beiden Bordeauxreben in der Reserva von Palacio del Déan zu einem durch und durch spanischen Gesamtensemble.
Das Idealbild einer Reserva wurde in der Rioja geprägt, jener Region am Ebro, in der einst der Tempranillo seinen Siegeszug antrat. Die Rioja Reserva von den Bodegas Medievo ließ Önologe Santiago Garde volle zwei Jahre im Fass reifen und schuf so etwas wie die Krone der spanischen Rotweine. Doch gibt es mittlerweile andere Regionen, die am Thron rütteln – allen voran das Toro am Fluss Duero. Die lokale Tinta de Toro ist eine ursprüngliche und wunderbar würzige Spielart des Tempranillos. Die "Camparron" Reserva von Francisco Casa aus alten Rebstöcken besticht mit einem unvergleichlichen Preis-Genuss-Verhältnis. Erheben Sie Ihr Glas und huldigen Sie der Königin!
— Gotthard Scholz