Weltrebe mit Doppelnamen
Brombeere, Schokolade, Pfeffer – mit diesem Aromatrio startete Madame Shiraz-Syrah ihre Weltkarriere.
Auf den ersten australischen Shiraz moderner Prägung prangte noch der Zusatz »Hermitage«. Der Name dieser ruhmreichen französischen Appellation sollte in den 50er Jahren das Image aufpolieren und auf den Ursprung als Syrah an der nördlichen Rhône verweisen. Mit dem Image war das so eine Sache, befand sich Syrah damals mit nur noch 1.500 Hektar Anbaufläche im steilen Sinkflug. Das änderte sich schlagartig, als in Australien ein völlig neues Geschmacksbild kreiert wurde: die mundfüllende Symphonie aus Brombeere, Schokolade und Pfeffer. Diese eingängige Art verhalf dem Shiraz zu Weltruf und wurde ihrerseits Vorbild für die Weinbereitung in der Neuen Welt.
Der Erfinder des australischen Shiraz ist der legendäre Winemaker Max Schubert. Er war es auch, der am Murray River östlich von Adelaide Reben setzen ließ. Diese Weinberge gerieten in Vergessenheit, bis sie in die Hände der Familie Byrne gelangten. Heute erzeugt Petria Byrne hier ihren »Aussimento« Shiraz. Sein Geheimnis sind die am Stock getrockneten Trauben. Sie bringen ein Mehr an Frucht, Fülle und Wohlfühlen am Gaumen.
Auch in Südafrika widmet sich ein großartiger Winemaker den vergessenen Weinbergen. In den kargen Böden der Swartlands spürt Johan Kruger alte Rebanlagen auf und erweckt diese »Forgotten Vineyards« zu neuem Leben. Krugers auf Granit gewachsener Shiraz zeigt mit seiner klar definierten Beerenfrucht und der mineralischen Pfeffrigkeit ganz andere Facetten als die Down Under-Version.
Schließlich kehrte die international gefeierte Tochter auch in ihr altes Heimatland zurück. Von den weltweit rund 180.000 Hektar Shiraz, beziehungsweise Syrah, liegt heute ein Drittel in Frankreich. Die Franzosen würden es zwar empört von sich weisen – aber Weine wie der »Esprit« Côtes du Rhône aus Syrah und Grenache wären ohne Anleihen an den fruchtbetonten, australischen Way of Wine nicht denkbar. Beim Shiraz also klappt es mit der weltweit friedlichen Kooperation. Lassen Sie sich davon schluckweise inspirieren!
— Gotthard Scholz
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