Die Wahrheit über Orange Wines

Orange Wines ist eine Sammelbezeichnung für Weißweine, die wie Rotweine zusammen mit den Schalen vergoren werden. Dadurch erhalten sie nicht nur die namensgebende orangene bis kupferne Farbe. Die in den Schalen steckenden Terpene und Tannine ergeben auch würzige Aromen, die bis dato für Weißweine unbekannt und daher ungewöhnlich sind.

Orangewein: Ältester Weißwein der Welt

Vor 8000 Jahren entstanden in der Kaukasusregion die ersten Weine. Trauben wurden dafür in Tongefäße gefüllt und mit den Schalen vergoren. Das blieb auch so, als sich viel später weiße Trauben zu den roten gesellten. Anders gesagt: Die allerersten Weißweine waren Orange Wines. Bis heute hat diese Form der Weinbereitung in Georgien ununterbrochen überlebt. Die zumeist 2000 Liter großen Amphoren werden Qvevri genannt.

Die Geburtsstunde des modernen Orangeweins

Orangeweine moderner Prägung gehen auf die Winzerlegende Joško Gravner zurück, italienischer Winzer mit slowenischen Wurzeln im Friaul. Anfang der Neunziger, kurz nach Öffnung des Eisernen Vorhangs, beschloss er, sich nicht mehr an den westlichen, sondern an den Jahrtausende alten Traditionen des Ostens und insbesondere Georgiens zu orientieren. Er war der vielleicht erste Winzer, der im Westen mit Tonamphoren zu arbeiten begann. Gleichzeitig gilt Gravner als einer der Begründer der Naturweinbewegung.

Kindheit in der Nische

Groß geworden sind Orangeweine in der Naturweinbewegung. Gemeinsam ist den Erzeugerinnen und Erzeugern die Abkehr von der industriellen Weinwirtschaft. Das beinhaltet zumeist biologischen Anbau, aber auch Verzicht auf Stahltanks, Reinzuchthefen, Filtrieren, Temperaturkontrolle und ganz häufig auch Verzicht auf das Schwefeln und damit das Konservieren der Weine. Manche nutzen Amphoren, andere Barriques. Alles kann, nichts muss. Festlegungen sind in der Bewegung nicht wohl gelitten. Die geschmacklichen Ergebnisse gleichen nicht selten einer Achterbahnfahrt. Grandioses und stark Gewöhnungsbedürftiges liegen nah beieinander. Kurz gesagt: Bis vor wenigen Jahren war Orangewein den Nerds vorbehalten.

Orange Wines werden erwachsen

Die Grundidee des Orangeweins, Weißweine mit den Schalen zu vergären und so zu mehr Struktur, Körper und Würze zu gelangen, findet immer mehr Anhängerinnen und Anhänger. Der Trend erfasst also – je nach Blickwinkel – den „Mainstream“ bzw. die klassisch arbeitenden Betriebe. Mittlerweile gibt es viele Orange Wines, die im herkömmlichen Sinn technisch sauber erzeugt sind. Eine aromatische Abenteuerreise bleiben die orangefarbenen Gewächse allerdings weiterhin. Hier eröffnet sich Ihnen eine ganz neue Welt des Weingenusses.

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