Die Wahrheit über Weine zur Weihnacht
Zu den Festtagen erreicht die Bereitschaft für richtig guten Wein Höchstwerte. Jetzt stellt sich die Frage, wie sich das Gönnen-Können auch in erfolgreiches Food Pairing umsetzen lässt. Hier ein paar Tipps!
Teuer ist oft auch anders
Sie lieben die Aromatik der „normalen“ Weine eines Erzeugers und greifen deshalb zum Fest unbesehen ins oberste Regal. Doch Vorsicht! Bei Ihren Top-Weinen ändern Winzerinnen und Winzer oft ihre Ausbaumethoden. Der beste Grauburgunder kommt ins Barrique und schmeckt vanillewürzig. Der Spitzenriesling ist spontanvergoren und faszinierend mineralisch. Das rote Flaggschiff ist extrem konzentriert und vom Tannin geprägt. Meist begeistern diese Weine. Aber die Rechnung, dass mehr Geld einfach mehr vom gleichen Geschmack bedeutet, geht nicht auf.
Verloren im Regal
Gerade in Supermärkten verbringen teure Weine sehr lange Wartezeiten im Regal. Alte Jahrgänge sind hier besonders bei Weißweinen kein Zeichen von Qualität, sondern eher von viel grellem Licht und großen Temperaturschwankungen. Beides lässt Weine vorzeitig altern. Im Fachhandel ist die Gefahr vor bösen Überraschungen deutlich geringer.
Zeit für die Klassiker!
Es gibt diese großen, klingenden Namen: Bordeaux Cru, Rhône Cru, Brunello, Ribera del Duero Reserva, Pouilly Fumé, Lagen-Rieslinge oder Champagner beispielsweise. Alle sind nicht umsonst berühmt. Jeder dieser Klassiker ist stilbildend für einen einzigartigen, wiedererkennbaren Geschmack. Hinter jedem stehen zahllose Winzer, die in Teamwork und gleichzeitig gegenseitiger Konkurrenz das Qualitätsniveau der Appellation hochhalten und ständig weiterentwickeln. Ja, der Name wird dabei mitbezahlt. Kann sein, Sie finden andernorts ähnlich gutes günstiger. Doch die Klassiker bieten großen, authentischen Geschmack mit Herkunfts- und Genussgarantie. Und das gibt zum Festtagsmenü einfach ein gutes Gefühl.
Augenhöhe beim Food-Pairing!
Zu Würstchen mit Kartoffelsalat: Riesling, Grüner Veltliner, Rosé, Garnacha
Heiligabend ist ja eine heitere Veranstaltung. Weine mit hellen, brillanten Aromen passen in diese Stimmung. Ganz oben auf der Liste stehen da Riesling, Rivaner, Grüner Veltliner, Verdejo und auch Sauvignon Blanc. Rotwein zu Kartoffelsalat ist eher heikel. Da wir allerdings zum freudigen Anlass nicht den Gourmet-Knigge raushängen lassen wollen, empfehlen wir möglichst trinkige Rote oder kraftvolle Rosé aus den Rebsorten Carignan, Garnacha, Zweigelt oder einen Südtiroler Vernatsch.
Zum Raclette: Weiße Burgunder, Lugana, Pinot Noir, Nero d‘Avola
Geschmolzener Käse verträgt sich geschmacklich gut mit Weißweinen, die nussige Aromen aufweisen und nicht allzu vorlaut in der Frucht sind. Mittelschwere Weiße und Graue Burgunder sind da eine gute Wahl, Lugana und überhaupt italienische Weißweine oder Blancs von der Rhône. Bei den Rotweinen sind kraftvolle Tannine zu meiden. Es bieten sich hier Spätburgunder an, südfranzösischer Cinsault, ein sizilianischer Nero d‘Avola oder – warum nicht? - ein Primitivo.
Zu Edelfisch und Karpfen: Pouilly Fumé, Lagen Riesling, Champagner, Provence Rosé
Bei festlichen Fischgängen schlägt die Stunde der Weißen Klassiker. Pouilly Fumé oder Sancerre von der Loire, ein Gavi aus dem Piemont, Lagenrieslinge aus Deutschland oder ein Veltliner aus der Wachau. Sehr charmant wäre ein edler Rosé aus der Provence. Auch gibt es zumindest in Frankreich keine zwei Meinungen darüber, dass Champagner ein idealer Speisenbegleiter ist. Rotwein? Eher nicht!
Zu Ente und Gans: Bordeaux, Brunello, Burgund!
Zum Lieblingsessen der Deutschen am Ersten Weihnachtstag passt eigentlich jeder kraftvolle Rotwein mit ausgeprägter Tanninstruktur. Den großen Bordeaux wird dabei ein ebenso inniges Verhältnis zum dunklen Federvieh nachgesagt wie dem Brunello oder einem Chianti Classico. Ein edler, im Barrique ausgebaut Chardonnay aus dem Burgund, wahlweise auch aus Deutschland, verspricht allerdings ebenso großes Kino.
Zu Wild, Pilzen und Schmorbraten: Amarone, Rhône, Primitivo, Shiraz
Schmorgerichte, Wild und Pilze verbinden Intensität mit Erdigkeit und einer gewissen Wildheit. Gleiches sagt man dem Barolo (wahlweise Nebbiolo) aus dem Piemont, dem Amarone (wahlweise Ripasso) aus Venetien, den Crus von der Rhône und Großen Pinot Noir nach. Wer es allerdings anschmiegsamer mag, darf sich auch gern an einem Primitivo di Manduria, einer Ribera del Duero Reserva oder einem Shiraz aus Übersee gütlich tun.
Pilze, Nüsse, Aubergine, Rotkohl, Seitan, Tofu
Wer es vegetarisch und vegan mag, ist es gewohnt, Tipps beim Foodpairing in seine Welt zu übertragen. So auch hier. Bei Schmorgerichte auf Basis von Pilzen, Maronen und Nüssen greifen Sie gern auf unsere Tipps zu Schmorbraten zurück. Zu Aubergine, Rotkohl und Seitan passen ähnliche Weine wie zu dunklem Geflügel. Bei Tofu passen alle Weißweine, die auch Fisch begleiten. Geht es um Räucher-Tofu, darf gern Barriquereife hinzukommen.
Zum Nachtisch: Moscato d’Asti, Eiswein, Beerenauslese, Portwein
Ein Dessertwein ist ein leider viel zu selten zelebriertes Vergnügen. Wer es seinen Gästen gönnt, kann sich großer Dankbarkeit sicher sein. Zu Sorbets sind Perlen wie ein Moscato d’Asti nahezu poetisch. Zu Mascarpone, Bayrisch Creme oder Créma Catalan reichen Sie einen Eiswein, Vin Santo oder eine Beerenauslese. Kommt Schokolade ins Spiel lassen ein gereifter Port oder ein Banyuls die Herzen höherschlagen.