Bacchus - der Weingott aus der Pfalz

Die weiße Rebsorte Bacchus verdankt ihren Namen dem römischen Gott des Weines und des Rausches. Seit der Hochrenaissance zollten Maler der mythischen Figur und seiner trinkfesten Gefolgschaft Tribut, indem sie den Weingott mit Weinlaub-Kränzen und dichtbeerigen Trauben ausschmückten. Spätestens im Nachkriegsdeutschland wurde die Figur zu einer rotnasigen Karikatur deutscher Gemütlichkeit. Gemessen an diesem Klischee präsentiert sich die Rebsorte Bacchus im Glas sehr positiv und aromastark. Ihren Charakter als florale Aromarebe kann sie im lieblichen und feinherben Bereich ebenso ausspielen wie als lebhafter, trockener Aperitif.
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Höfling
"Muschelkalk" Bacchus halbtrocken
2023 Deutschland Franken weiß
Udo Weber
Bacchus
2023 Deutschland Nahe weiß

Inhaltsverzeichnis

  1. Frühreifende Neuzüchtung mit ökonomischen Vorteilen 
  2. Deutsche Weißweinrebe erobert England und die Schweiz
  3. Aromarebe für den Sommer 

Frühreifende Neuzüchtung mit ökonomischen Vorteilen 

Ihren Ursprung hat die Rebsorte am Institut für Rebenzüchtung am Hofgut Geilweilerhof in der Pfalz. Den Rebenzüchtern Peter Morio und Bernhard Husfeld gelang es 1933, aus der Kreuzung eines Hybriden aus Grünem Silvaner und Weißem Riesling mit Müller-Thurgau eine robuste und ertragreiche Rebe zu züchten. Die frühreifende Rebsorte kann auch an Standorten ausgebaut werden, die für spätreifende Reben wie zum Beispiel den Riesling ungeeignet sind. Dadurch hat sich die Neuzüchtung gut etabliert und bestand 1972 die Sortenprüfung. 

Deutsche Weißweinrebe erobert England und die Schweiz

Knapp 2.000 Hektar Rebfläche waren 2009 in Deutschland mit Bacchus bestockt, was etwa zwei Prozent der Gesamtrebfläche entspricht. Die Tendenz ist aber stark fallend. Die Hauptanbaugebiete sind Rheinhessen mit über 800 Hektar und Franken mit über 700 Hektar. Obwohl diese Rebsorte einen hohen Reifegrad bei verhältnismäßig kühleren Lagen aufweist, verträgt sie keine Nässe, ist also anfällig für Botrytis. Eine Gegenbewegung findet außerhalb Deutschlands statt: Englische Winzer haben die geschätzte Rebe erfolgreich ausgebaut. Aufgrund des kälteren Klimas gewinnen die Beeren an Säure und die daraus gekelterten halbtrockenen Weine erreichen einen ausgewogenen Geschmack. In der Schweiz finden sich ebenfalls kleine Bestände. 

Aromarebe für den Sommer 

Bei einer optimalen, völlig ausgereiften Lese erbringt Bacchus aromatische Weine mit einem Duft nach Holunderblüten und einer typischen Muskatnote. Auch Aromen von Birne, Aprikose, Veilchen und Grapefruit gehören zum Spektrum. Die Rebsorte wird gern mit Sauvignon Blanc verglichen, zeigt sich aber in der Regel mit deutlich gemäßigteren Säurewerten. Bisweilen wird Bacchusmost auch für Schaumwein und Sekt verwendet. Das fruchtige Bouquet hat die Rebsorte populär in der Herstellung von günstigen Deutschen Exportschlagern wie z.B. der Liebfrauenmilch gemacht. Die Sternstunde des Bacchus schlägt im Sommer auf der Terrasse. Dann sollte man eines der göttlichen Gewächse, am besten von Winzer Klaus Höfling im Glas haben.